SINN UND WAHNSINN AGILES PROJEKTMANAGEMENT

  • PMI ® Chapter-Meeting und PM-Forum am 15. Juli 2019 in Haiterbach
Projektberatung

Interessante Themen rund ums Projektmanagement, hochkarätige Referenten und die Möglichkeit zum Austausch mit Kollegen aus den unterschiedlichsten Branchen lockten am Montagabend bereits zum 7. Mal rund 50 Projektleiter und Führungskräfte zu uns nach Haiterbach.

Mit der Innovationsmethode Design Thinking eröffnete Martin Geßner, Trainer bei der Audi AG und PS Consulting, den ersten Vortrag. Nach einer kurzen Einführung in das Thema erlebten die Teilnehmer in Zweierteams den Design Thinking Prozess am praktischen Beispiel „Perfekter Urlaub“. Zuerst wurden Wunschvorstellungen und Pain Points identifiziert und daraus ein Prototyp mit ersten Urlaubs-Ideen entwickelt, die dann mit dem Partner getestet wurden. An diesem Beispiel erlebten die Teilnehmer wie Schritt für Schritt innovative Produkte oder Services entstehen, die sowohl attraktiv, als auch realisierbar sind. Erfolgsfaktoren für diese Vorgehensweise sind multidisziplinäre Teams, eine offene Fehlerkultur und Mitarbeiter die „Bock auf das Thema“ haben, so Martin Geßner.

Rückschritte und Rückschläge sind in diesem Prozess durchaus gewollt und werden als Erfahrung in die Entwicklung zurückgespiegelt. Design Thinking punktet insbesondere bei Projekten bei denen die Anforderungen unklar sind oder die Ursache-Wirkungs-Beziehung nicht vorhersehbar ist. Mit Design Thinking können beispielsweise auch Prozessoptimierungsprojekte zur Effizienzsteigerung oder Entwicklungskonzepte zur Reduktion von Ausschuss in der Montage erfolgreich umgesetzt werden.

Im zweiten Vortrag schilderte Johannes Mahn sehr anschaulich und unterhaltsam wie agile Ansätze im klassischen Umfeld erfolgreich und bereichernd eingesetzt werden können. Herr Mahn ist Projektleiter für Entwicklungsprojekte bei DMTpe, einem erfolgreichen Unternehmen im Bereich Medizintechnik und analytische Messtechnik aus der Region, das branchentypisch eher im klassischen Projektmanagement aktiv ist. In seinem Erfahrungsbericht identifizierte er drei Hauptfaktoren für erfolgreiche agile Arbeitsweise:

Unter der Kategorie „Werte“ sind ein klarer Kundenfokus wichtig, gegenseitiges Vertrauen und Respekt sowie eine Kommunikation auf Augenhöhe – sowohl mit den Kunden als auch zwischen den Hierarchien. Kleine Teams, die auch physisch zusammenarbeiten, Interaktion in den Teams und Bürokratie nur dort wo sie wirklich nötig ist, fasste Johannes Mahn zur zweiten Kategorie „Methoden“ zusammen. Als dritten wesentlichen Block nannte er „Führung“: Gemeinsame Aktivitäten im Team, Freiräume für Mitarbeiter, die Lernbereitschaft jedes Einzelnen sowie regelmäßige Infos über die Firmensituation hält er für wichtige Rahmenbedingungen für erfolgreiches agiles Arbeiten.

Alle diese Punkte können nur auf fruchtbaren Boden fallen, wenn Vorgänge transparent sind und alle Beteiligte in hohem Maß miteinander interagieren, da ist sich Johannes Mann sicher.

Wie wird aus einem trägen Elefanten ein flinker Panther? Mit diesem eindrucksvollen Bild startete Patrick Schmid den letzten Vortrag „Sinn und Wahnsinn agilen Projektmanagements“. Viele Unternehmen schreiben sich „Agilität“ auf die Fahnen – oft mit der Motivation schneller und billiger zu sein, weniger Bürokratie zu haben oder einfach hip zu sein. Agile Methoden reichen allerdings nicht aus, es braucht ein agiles Mindset, das alle Hierarchie-Ebenen umspannt sowie eine unterstützende Unternehmenskultur. Als wahre Booster nannte Patrick Schmid Offenheit und Mut. Bevor „agil“ eingesetzt wird, müssen folgende Fragen gestellt und beantwortet werden: Wollen wir dies? Können wir dies? Eigenen sich unsere Produkte dafür? Machen unsere Kunden das mit? Agile Methoden bei sicherheits- oder gesundheitsgefährdenden Projekten einzusetzen findet Patrick Schmid reiner Wahnsinn. Oder möchten Sie in einem Flugzeug sitzen das agil konstruiert wurde oder neben einer Chemiefirma wohnen, die agil forscht. Bei festen Zulassungskriterien oder starren Vorschriften für Genehmigungsprozessen sei agiles Projektmanagement auch nur bedingt geeignet.

Ohne die ganze Organisation auf den Kopf stellen zu müssen, können Schritt für Schritt agile Methoden ins klassische Projektmanagement integriert werden: Standup-Meetings statt Sitzungen, regelmäßige Retrospektiven im Projektverlauf statt Lessons Learned am Projektende (die in der Praxis oft ausfallen) und häufige Abstimmungen mit Kunden und Nutzern. Er machte Mut, Projektpläne zu entrümpeln, halb so viele Projekte gleichzeitig abzuwickeln sowie Prioritäten zu setzen und diese auch einzuhalten.

Abschließend gab Michael Risch, der Organisator des PMI® Chapters in Stuttgart einen Ausblick auf weitere Veranstaltungen in den kommenden Monaten. Bei einem Imbiss und angeregten Gesprächen ließen die Teilnehmer den interessanten Abend ausklingen.

Patrick Schmid ist sich sicher: Das Chapter-Meeting geht 2020 in die nächste Runde. Unser Service für Sie: Haben Sie Interesse an den Vorträgen unseres Projektmanagement Forums 2019? Gerne senden wir Ihnen die gewünschten Vorträge im pdf-Format zu.

Möchten Sie Ihre Kollegen mit einem Impulsvortrag begeistern? Sprechen Sie uns an. Gerne unterstützen wir Sie dabei. Und wenn Sie an Beratung oder an Seminaren interessiert sind, um agile, klassische oder hybride Projekte effizienter abzuwickeln oder das Projektmanagement einheitlicher zu gestalten, kontaktieren Sie uns. Wir freuen uns auf Sie!