im Moment feiern die Medien KI und autonomes Fahren, doch wenn ich mit echten Menschen rede, die tags arbeiten gehen, sagen die mir: „Und wenn die Karre ein Kind umfährt? Wer haftet dann?“, „Also ich möchte da kein Software-Entwickler sein – immer mit einem Bein im Gefängnis!“
Kommentare wie diese höre ich selbst von Fachleuten, die eigentlich fit sind in technischen Dingen, jedoch voll auf die Bremse treten. Natürlich birgt wirklich alles Neue auch Risiken und Gefahren. Doch wenn man bei allem Neuem erst mal auf die Bremse tritt, ist das erste, was passiert, eine Bremsaktion. Keine Innovation. Während andere uns rechts überholen. Weil sie erst mal auf das andere Pedal treten. Warum?
„Erst mal bremsen!“ nennt man heutzutage einen Mindset. Früher hieß das Haltung oder Einstellung. Im O-Ton: „Geht nicht!“ – „Machen wir nicht!“ – „Funktioniert bei uns nicht!“ Das ist gut möglich. Aus vielen Gründen: Budget, Bürokratie, Manpower, Kompetenz, Technik, andere fehlende Ressourcen. Gründe, die bei allen Innovationen in einem zweiten Schritt bestätigt oder verworfen werden. Diese Gründe aus vager Paranoia oder reiner Mutmaßung gleich im ersten Schritt auf die Bremse zu setzen, heißt, den zweiten vor dem ersten Schritt zu tun und sich vom Geht-nicht!-Mindset leiten zu lassen. „Geht nicht!“ ist das Gegenteil von Zukunftskompetenz. Wie wird man diesen Mindset los?
Wenn ich innovative Menschen begleite, coache oder trainiere, fällt auf, dass diese genau das Gegenteil sagen und denken. Statt „Geht nicht – machen wir nicht – funktioniert bei uns nicht“ sagen sie „Könnte gehen!“ – „Testen wir mal!“ – „Adaptieren wir!“ Manche sagen auch nicht, sie fragen: „Wie könnte es vielleicht doch gehen?“, „Wie könnte es anders gehen?“, „Was bräuchte es dazu?“, „Wer macht mit?“ Das ist ein ganz anderer Mindset.
Bedenken sind okay und willkommen – aber eben nicht jederzeit. Sie sind willkommen, wenn man sie in der Endphase der eigentlichen Innovation anbringt, um ein innovatives Projekt abzusichern. Am Anfang der Innovation killen Bedenken jede Innovation. Daher: Lasst uns Bedenken auf die Prüfphase verschieben! In der ersten Phase jeder Innovation ist dagegen nur eines angesagt: Brainstorming! Jede Idee ist erst mal eine gute Idee.
Das ist die Phase der im Sinne des Wortes ungebremsten Kreativität, der spinnerten Ideen, der abgehobenen Phantasien: Was, wenn wir alles Geld der Welt für diese Idee hätten? Wenn wir nicht an die aktuellen Vorgaben gebunden wären? Wenn keine Bürokratie uns bremsen würde – wie würden wir es dann machen? Was wäre sinnvoll? Was wäre ein guter Ansatz?
Oder auch: Haben wir schon mal Ähnliches gemacht? Wie? Wie machen andere Branchen das? Die Mitbewerber? Das sind nur einige Fragen, welche Kreativität und Innovativität befeuern. Es gibt noch viele andere begeisternde Kreativitätstechniken (zum Beispiel in unserem Seminar „Design Thinking“). Zünden diese?
Ich erlebe das regelmäßig bei Produktentwicklungen und Prozessverbesserungen: Technik funktioniert. Sobald wir zwei, drei Kreativitätstechniken ansetzen, ändert sich der Ja-Aber-Mindset oft schlagartig (Stichwort Gruppendynamik), die Schleusen öffnen sich und die Ideen sprudeln. Dann kommen drei wirklich leicht irre Ideen – aber die vierte ist richtig gut, da könnte was draus werden.
Manche sagen: „Aber unser Firmen-Mindset ist halt konservativ, verschlossen, gegen alles Neue! Das dauert Jahre, bis sich diese negative Firmenkultur ändert!“ Nein. Ich erlebe es Woche für Woche in Workshop und Seminar, wie sich Vollbremsungs-Mindsets ändern. Das dauert Minuten, manchmal Stunden – keine Tage oder Wochen. Manchmal braucht es auch nur einen Spaziergang mit den Kolleginnen und Kollegen in der Natur. Das haben wir auch schon gemacht; vor allem rund um schön gelegene Seminar-Hotels. Wenn man rauskommt aus der gewohnten Firmen-Umgebung, kommt man auch raus aus der gewohnten Denkhaltung. Das ist der erste Schritt.
Innovation braucht immer den zweiten Schritt. Leider erlebe ich auch das oft: Eine wirklich geniale Idee, aus der nichts wird, weil keiner sie ernsthaft und mit ausreichend Ressourcen weiterverfolgt. Alle innovieren wie wild, aber keiner macht. Dabei lautet die Definitionsgleichung:
Innovation = Ideen x Umsetzung
Von den vielen Ideen wählen wir die erfolgversprechendsten aus, testen diese und setzen mit den Testsiegern dann Innovationsprojekte auf. Dabei fallen regelmäßig drei Viertel der immer noch guten Ideen durch, weil sie für gegebene Verhältnisse zu kostspielig oder aufwändig sind oder (noch) nicht marktgängig oder tatsächlich auf Shop-Stopper-Technikprobleme stoßen. Deshalb ist es gut und für eine sichere Zukunft nötig, dass A) unser Innovationsprozess ständig so viele Ideen liefert, dass wir drei Viertel davon aussieben können.
Und dass B) unser Sieb so schnell und gut arbeitet, dass wir die Auszusiebenden möglichst schnell erkennen können und ad acta legen (schön im Ordner – denn in einem Jahr könnte das schon The Next Big Thing sein). Dann konzentrieren wir uns auf die verbliebenen Erfolgversprechendsten und setzen diese in Projekten um. Das ist Innovation. Ich wünsche dir möglichst viel davon. Und Kreativität, Umsetzungs- und Experimentierfreude. Wenn deine Kolleginnen und Kollegen (noch) nicht mitziehen: Wir machen gern und oft Workshops dazu – da holen wir alle ins Boot.
Michaela Mahler, Seminarorganisation
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