In allen guten Projektmanagement-Handbüchern steht: Der Projektleiter soll das Projekt leiten – und selber keine Arbeitspakete übernehmen, soll selber keine inhaltliche Arbeit erledigen. Aus guten Gründen. Damit er sich auf die für ihn wichtigste Aufgabe konzentrieren kann. Nämlich das Projekt zu leiten – denn sonst macht das ja keiner! Diese eherne Regel ist absolut sinnvoll, bindend und nützlich, macht jedoch an einem ganz bestimmten Punkt ein Riesenproblem. Errätst du diesen Punkt?
Dieser Punkt ist: Du hast eine ganz bestimmte Aufgabe im Projekt zu vergeben und weißt ganz genau – und das höre ich oft aus der Praxis: „Der einzige, der das halbwegs hinbekommt, ist der Michael – aber eben nur halbwegs! Wenn ich ihm das gebe, dauert das viel zu lang, er kriegt es nur halb hin und hinterher hab ich doch wieder die Arbeit damit!“ Worauf jeder betroffene Projektleiter schlussfolgert: „Also mache ich das doch lieber gleich und von vorneherein selber! Aber: Das darf ich ja nicht! Ich muss leiten, nicht mitarbeiten. Ich kann mein Team doch nicht einfach so übergehen! Was sollen die Leute von mir denken, wenn ich hier Alleingänge starte!“ Das heißt: Der Projektleiter weiß ganz genau, was sachlich die beste und effizienteste Lösung wäre, aber er kann sie nicht anwenden, weil eine ganze Team-Philosophie sich ihm in den Weg stellt und es ihm verbietet.
Die Philosophie, die wir alle kennen und praktizieren und welcher Projektmanagement genau genommen seine Existenz verdankt, lautet: Ein Team liefert immer bessere Ergebnisse als ein Einzelner! Wegen der Synergieeffekte, wegen der Weisheit der Menge: Teamarbeit schlägt Alleingänge! Das ist die Philosophie und das ist das Problem: Wenn du selbst von allen im Team eine Aufgabe am besten erledigen könntest, darfst du’s trotzdem nicht? Wirklich? Das wäre absurd. Denn immerhin werden in der Regel keine kompletten Idioten zu Projektleitern ernannt. Die meisten Leiterinnen und Leiter können was, haben was drauf, verfügen über exzellente, manchmal die nachweislich beste Kompetenz im Team für ein ganz bestimmtes Aufgabenfeld. Also warum sollte man sie nicht auch inhaltlich arbeiten lassen, wenn sie für eine Aufgabe die erste Wahl sind?
In diesem 2-tägigen Seminar lernen worauf es bei der Führung eines ganzen Teams ankommt und wissen, wie Sie auch große Teams motivieren und führen können. Sie erfahren, in welchen Phasen sich ein Team entwickelt und lernen die Gruppendynamik zu nutzen.
In der Praxis lösen Projektleiter das Problem auf unterschiedliche Art. Einige haben schlicht den Mut, es auf eigene Weise zu machen. Sie übernehmen die fragliche Aufgabe, weil sie die höchste Kompetenz dafür haben. Der Nachteil: Das Team kann sich – zu Recht – übergangen fühlen; Motivation, Beziehung und Zusammenhalt leiden. Nicht jedoch, wenn der Projektleiter davor, wäh-rend und hinterher Transparenz herstellt, also mehrfach wiederholt, dass er die Ausnahme von der goldenen Regel praktiziert und dass er damit die beste Lösung für Team und Projekt anstrebt. Wird das so explizit kommuniziert, ist das Team mit im Boot: Es kennt schließlich die überragende Kompetenz seines Projektleiters für diese spezielle Fachfrage. Das ist eine gute Lösung – wenn man sie hinkriegt. Nicht alle schaffen das.
Neulich erfuhr ich von einer Projektleiterin mit überragender Fachkompetenz, die dank dieser Fachkompetenz eine bestimmte Aufgabe im Projekt über-nahm. Wie zu erwarten war, klappte das gut. So gut, dass sie die nächste Aufgabe derselben Art auch gleich übernahm. Und die übernächste und … Am Ende hatte sie so viel an der Backe, dass sie nicht mehr dazu kam, ihr Projekt zu leiten. Wenn du die Beherrschung verlierst, läuft das schnell komplett aus dem Ruder. Außerdem zieht sich das Team dann immer mehr zurück. Das ist der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht. Wichtig ist daher: Es muss bei der Ausnahme bleiben! Die goldene Regel gilt immer noch: Projektleiter leiten, sie arbeiten nicht (übrigens ein toller Spruch für T-Shirt und Basecap – demnächst in unserem Online-Shop erhältlich …).
Lernen Sie praxisnahe Methoden, die Ihre Arbeit als Projektleiterin oder Projektleiter spürbar erleichtern. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Projektauftrag sinnvoll klären und realistische Projektpläne entwickeln – sowohl auf klassische wie auch agile Art. Sie Lernen hilfreiche Tool und Techniken kennen, die Ihre Projektarbeit unterstützen. So setzen Sie Ihr Projekt alleine oder zusammen mit dem Projektteam zielgerichtet um und schließen es erfolgreich ab.
Ich habe schon Projekte erlebt, darunter auch große Projekte, bei denen ir-gendwann klar wurde, dass der Projektleiter der einzige ist, der es wirklich gut kann. Dann wurde einfach entschieden, dass jemand anderes das Projekt lei-tet. Der Vorteil: Damit kann sich der ehemalige Projektleiter voll und ganz auf seine inhaltliche Arbeit konzentrieren und muss sich nicht mehr mit Projektlei-tung, Admin-Kram und Firmenbürokratie herumschlagen. Der Nachteil: Nach außen erscheint das leicht als Status- und Reputationsverlust. Also wird man diese Lösung so gut nach außen kommunizieren, dass dieser Eindruck gleich gar nicht entstehen kann. Rein sachlich betrachtet ist das natürlich für das Ge-samtprojekt die beste Lösung.
Dann gibt es noch den Fall, wo der Projektleiter nicht die höchste Kompetenz im Team hat, sondern lediglich glaubt, sie zu haben. Er sitzt dem Helden-Mythos auf: Projektleiter sind Helden und können alles! Was natürlich nicht stimmt: Nur Elektroingenieure können alles (kleiner Scherz). Was hilft gegen diese Illusion? Eine gute Beziehung zum und eine wirklich offene Kommunika-tion mit dem eigenen Team, das einen phantasierenden Projektleiter bezie-hungsfreundlich und wertschätzend wieder auf den Boden der Tatsachen zu-rückholt: „Warum willst du das machen? Lass das doch die Verena machen! Die ist wirklich gut darin und hat das schon oft gemacht!“ Wichtig ist dabei: Das Gesicht wahren lassen! Transparent und wertschätzend kommunizieren!
In diesem Seminar erfahren Sie, wie Konflikte entstehen, reflektieren Ihr eigenes Konfliktverhalten und entwickeln konstruktive Lösungen. Sie lernen Vorgehensweisen kennen, um sich gezielt auf Verhandlungen vorzubereiten und auch mit schwierigen Auftraggebern, Lieferanten oder Kunden gut zurechtzukommen.
Ganz gleich, welche Lösung des Dilemmas du vorziehst und praktizierst: Es geht nie darum, jemandem zu sagen, was er nicht kann, sondern immer nur darum, die beste Lösung für das Projekt zu finden. So sollte man das auch kommunizieren. Es geht darum, nicht dogmatisch eine Lösung durchzupeitschen, sondern pragmatisch flexibel zu führen. Das alles und mehr diskutieren wir übrigens im Seminar „Führen von Teams“, wozu ich dich herzlich einladen möchte. Denn Projekterfolg ist auch und gerade eine Frage von Führung.
In diesem Sinne: Viel Erfolg in deinem Projekt!
Wie der Titel verrät: Wenn ich in der Praxis unterwegs bin, berichten mir Projektleiter von so vielen alltäglichen Projekt-Pannen, dass ich dringend etwas dagegen unternehmen möchte. Unter anderem mit dieser Kampagne. Jeden Monat veröffentlichen wir in unserem Newsletter eine typische Projekt-Panne.
Wenn auch Sie eine wiederkehrende oder lästige Panne plagt: Mailen Sie´s mir und ernten eine schnelle Lösung in einer der nächsten Ausgaben (anonym, wenn Sie möchten)! Damit wir uns alle an beliebten Pannen erfreuen und mit schnellen, pragmatischen Lösungen das Leben und die Arbeit leichter machen. In diesem Sinne: Viel Erfolg in Ihrem Projekt!
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