Im Ernst? Natürlich! Jetzt mal ehrlich: Du denkst das doch auch regelmäßig, wenn du im Projekt siehst, was einige Kollegen oder Kolleginnen so alles anstellen und abliefern. Manchmal zum Haare raufen! Dann macht man’s doch lieber selber! Dann weiß man wenigstens, dass es gut wird. Wenn das so klar und logisch ist – warum haben wir dann so ein ungutes Gefühl dabei?
Zum einen: Vom Team hängen gelassen zu werden, ist nicht lustig. Zum andern: Sich die Aufgaben anderer aufzuhalsen – das hält keiner lange aus. Das ist die sicherste Art, sich in wenigen Jahren körperlich oder geistig-moralisch (oder beides) zu Tode zu arbeiten. Einmal davon abgesehen: Das macht keinen Spaß!
Kurzfristig schon: Der Feuerwehrmann (und auch die -frau) springt ein und erntet den verdienten Lorbeer fürs Retten! Doch langfristig? Eigentor, Bumerang, Selbstsabotage. Dafür ist so ein Projektteam auch nicht wirklich da: dass du ständig seine Versäumnisse ausbügelst. Umgekehrt ist ein Team auch nicht dazu da, dass es dich immer wieder hängen lässt. Und trotzdem übernehmen wir immer wieder (zu) viele Aufgaben der lieben Kollegen und Kolleginnen. Warum?
Weil es nötig ist? Auf den ersten Blick: ja. Wenn wir jedoch eine konkrete Rettungsaktion betrachten, gestehen mir viele Feuerwehr-Projektleiter hinter vorgehaltener Hand: „So nötig wie sich das akut anfühlte war das rückblickend wohl doch nicht. Und jetzt gewöhnen sich einige im Team daran, dass ich ihnen alles abnehme, was ein wenig unangenehm ist!“ Also warum machen wir das?
Weil wir es faktisch besser können? Manchmal schon, aber nicht so oft, wie wir anderer Leute Aufgaben erledigen. Wenn ich in Seminar, Coaching oder Beratung chronisch überlastete Projektleiterinnen und Projektleiter frage, dann ist die häufigste Reaktion darauf: „Gute Frage. Habe ich mich noch nie ernsthaft gefragt. Warum mache ich das eigentlich so oft?“
Führen ohne Vorgesetztenfunktion ist die Herausforderung vieler Projektleiter: Nicht alle Teammitglieder sind freiwillig und motiviert dabei? Wie können Sie diese anspruchsvolle Führungsaufgabe erfolgreich erfüllen? In unserem Seminar erfahren Sie wie Sie erfolgreich als Projektleiter führen – auch ohne disziplinarische Macht.
Das ist eine gute Frage. Sie geht ans Eingemachte. Wenn sich an dieser Stelle also jemand aus Gründen der Schmerzvermeidung wegklicken möchte: vollstes Verständnis!
Für alle anderen: Erkenntnis macht Gutes besser. Wenn wir ehrlich mit uns sind – und auch das ist eine lohnende Übung: Wir bürden uns zu oft zu viel selber auf, weil wir zu schnell schießen. Das ist in anderem Kontext eine Schlüsselkompetenz: Entschlussfreude. Hier nicht. Im Gegenteil.
Wir übernehmen auch noch diese neue Aufgabe, gestresst, frustriert, mit Bluthochdruck und aus der Hüfte schießend – anstatt erst einmal denjenigen, der sie eigentlich machen sollte, machen müsste, zu fragen: „Was ist los? Warum schaffst du das nicht (rechtzeitig, im besprochenen Umfang)? Was bräuchtest du – abgesehen von einem 28-Stunden-Tag – damit du das übernehmen könntest? Hast du vielleicht den Aufwand überschätzt, der in Wirklichkeit viel geringer ist? Könntest du zumindest eine Light-Version erledigen? Wie könntest du’s doch noch irgendwie unterbringen? Zumindest zwei Drittel davon?“
Wenn du dann das restliche Drittel übernimmst, ist das besser als drei Drittel, oder? Anstatt führend zu fragen könntest du auch insistieren: „Komm, lass mich nicht hängen! Lass das Team und das Projekt nicht im Stich!“ Fragen und insistieren nützen nichts?
In Zeiten schneller Veränderungen, hoher Komplexität und Dynamik möchten Sie neue Ansätze kennenlernen, um zukunftsorientiert und erfolgreich zu führen – sei es in einem Projekt oder in der Linie.
So empfinden das viele spontan. Doch hinterher stellen wir in der realen Praxis fest: Doch. Das nützt wohl. Das ist meine Erfahrung und die jener Projektleiterinnen und Projektleiter, die diese beiden kleinen Interventionen standardmäßig nutzen. Wie es eine Projektmanagerin im Seminar formulierte – und spontan Beifall erhielt: „Selbst wenn das nur in der Hälfte der Fälle wirkt, fahre deutlich besser und vor allem entlasteter als vorher!“ Unter uns gesagt: Es funktioniert in weitaus mehr als 50 Prozent. Und alle sind zufrieden: Du wirst entlastet, das Projekt kommt schneller voran und auch der Kollege, der dich ohne Intervention hätte hängen lassen, ist zufriedener. Denn keiner, der dich hängen lässt, ist darüber wirklich glücklich (Sadisten sind selten).
Das waren lediglich zwei Turbo-Tools, um Stress und Überlastung des Projektleiters zu verhindern und Projekte zu beschleunigen. Beide Tools setzen Projektleiter, die sie für sich entdecken, ohne jeden weiteren Aufwand direkt in ihrer Teampraxis um. Von einer Sekunde zur anderen. Das braucht man nicht zu lernen, das braucht man lediglich anzuwenden. Funktioniert wie ein Lichtschalter: Off – On. Wie gesagt: nur zwei. Es gibt etliche mehr. Etliche, mit denen du es in deiner Praxis weitgehend vermeidest, zu viele Aufgaben von Kollegen zähneknirschend zu übernehmen. Viele weitere dieser Turbo-Tools diskutieren wir zum Beispiel im Seminar „Führen als Projektleiter“ oder auch im Coaching. Was mir Projektleiter danach berichten: „Ist einfacher als ich gedacht hätte.“ – „Seither lässt mich mein Team nur selten hängen.“ – „Ich mache jetzt weniger und lasse mehr machen.“
Und wie du schon bemerkt hast: Du liest die erste Ausgabe unseres neuen Newsletters. Wie der Betreff verrät: Wenn ich in der Praxis unterwegs bin, berichten mir Projektleiter von so vielen alltäglichen Projekt-Pannen, dass ich dringend etwas dagegen unternehmen möchte. Unter anderem hiermit. Wenn auch dich eine wiederkehrende oder lästige Panne plagt: Mail’s mir und ernte eine schnelle Lösung in einer der nächsten Ausgaben (anonym, wenn du möchtest)! Damit wir uns alle an beliebten Pannen erfreuen und mit schnellen, pragmatischen Lösungen das Leben und die Arbeit leichter machen. In diesem Sinne:
Viel Erfolg in deinem Projekt!